Probiotika sind Präparate, sie lebensfähige Mikroorganismen enthalten und zur Steigerung der Gesundheit beitragen sollen.
Jeder kennt sie inzwischen aus zahlreichen Joghurt-Werbungen – diese Produkte sollen unsere Darmflora unterstützen und die Verdauung fördern. Die Anwendung im Mund ist vielen hingegen jedoch (noch) fremd. Dabei steht „pro bios“ im Griechischen für „für das Leben“. Warum also nicht? Jeder Patient besitzt Mikroorganismen, sprich Bakterien, in seinem Mund. Die einen sind dabei weniger schädlich als die anderen. Solange sich also die Mundflora in einem guten Gleichgewicht befindet, gilt der Patient als allgemein gesund, zumindest was die Mundhöhle betrifft. Auch die Schleimhäute spielen hierbei eine große Rolle. Wie der Name schon vermuten lässt, sind die Schleimhäute mit einer Schleimschicht überzogen, die Bakterien daran hindert tiefer in das Gewebe einzudringen und Entzündungsreaktionen hervorzurufen. Diese Schicht dient vor allem den nicht pathogenen, also weniger schädlichen Mikroorganismen als Lebensraum, da sie diesen gute Lebensbedingungen bietet. Diese „nützlichen“ Keime erschweren somit als „Platzhalter“ die Ansiedlung von pathogenen, also schädlichen Keimen auf der Schleimhaut und wirken gleichzeitig sogar hemmend mit antibakteriellen Substanzen schädlichen „Konkurrenten“ ein.
Stress, Fehlernährung, Medikamenteneinnahme oder Rauchen stören dieses Gleichgewicht und beschädigen die Schleimschicht und deren bakterienabweisende Funktion.
Dies bedeutet, dass sich das Gleichgewicht der Keime zu Gunsten der pathogenen, schädlichen Keime verschlechtert. Pathogene Mikroorganismen durchdringen die Schleimhaut einfacher und lösen somit schneller Entzündungsreaktionen aus. Das Immunsystem versucht mit Entzündungen sich gegen dieses Eindringen zu wehren. Meist jedoch tötet der Körper dabei hauptsächlich die „guten“ Bakterien ab, da die „schlechten“ raffinierte Schutzmechanismen entwickelt haben. Ist dieses Ungleichgewicht erst einmal entstanden und durch die körpereigene Entzündung verstärkt, benötigt es viele Bemühungen um dieses wieder zu beseitigen.
Hier kommen dann die probiotischen Präparate ins Spiel.
Zum einen können sie präventiv angewandt werden, bei Patienten mit einem erhöhte Risiko zur Verschiebung des Gleichgewichts, wie beispielsweise bei einer temporären Medikamenteneinnahme bedingt durch eine Erkrankung. Zum anderen können sie jedoch auch unterstützend bei der Therapie einer schon vorhandenen Erkrankung in der Mundhöhle, wie zum Beispiel einer Parodontitis, eingesetzt werden.
Bei einer Parodontitis werden alle harten und weichen Beläge auf den zugänglichen Zahnoberflächen entfernt. Dabei hat man zum Ziel, die Anhaftungsstellen von besonders pathogenen Keimen zu vermindern, damit das eigene Immunsystem die Heilung vorantreiben kann. Wurde ein Großteil der Keime zum Beispiel im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung oder einer Parodontitisbehandlung entfernt, bleiben nicht besiedelte, also „leere“ Lebensräume auf den Schleimhäuten zurück. Diesen sollten ja nun am besten mit den „guten“ Keimen besiedelt werden, um den „schlechten“ keinen Platz zu bieten.
Und genau hier greifen unsere Probiotika.
Indem wir lebensfähige, nicht pathogene, „gute“ Mikroorganismen aktiv in die Mundhöhle in Form von Lutschtabletten, Mundspüllösungen oder Kaugummis einbringen, können diese die freien Räume besetzen und ein gesundes Gleichgewicht herstellen. Zudem sind Probiotika durch ihre milden Nebenwirkungen, wie Völlegefühl oder Blähungen, bei jedem Patienten anwendbar.
Die Forschung beginnt gerade erst, das Potenzial, welches in den Probiotika steckt zu entdecken, wir hoffen jedoch, dass in wenigen Jahren jeder von der positiven Wirkung der Präparate profitieren kann!